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Standortdaten: Der digitale Beweis gegen Sie

Wie Standortdaten Sie belasten können

Sie haben kein Verbrechen begangen. Sie sind eigentlich nur mit Ihrem Handy herumgelaufen oder herumgefahren.

Sie müssen nichts gestehen. Ihr Handy hat es bereits für Sie getan.

Ordnungshüter brauchen auch Ihre Textnachrichten nicht. Sie brauchen Ihre Anrufe nicht. Sie brauchen nicht einmal Ihren Namen.

Sie haben bereits etwas Besseres: Ihren Standortverlauf.

Funkmasten-Verbindungen. WLAN-Scans. Bluetooth-Erkennung. Bewegungssensoren. Ihr Standortverlauf ist eine lückenlose Aufzeichnung, die nicht nur automatisch erstellt, unbemerkt gespeichert und immer zur Hand ist. Diese Aufzeichnung kann in vollem Maße gegen Sie verwendet werden.

Der Fall entwickelt sich von selbst

Überall wo Sie hingehen, hinterlässt Ihr Handy eine Spur. Funkmast-Verbindungen. GPS-Signale. WLAN-Ortung. Bluetooth-Beacons. Auch bei ausgeschaltetem Bildschirm. Sogar im Flugmodus.

Diese Daten verschwinden nicht. Nie. Sie werden gespeichert. Verkauft. Weitergegeben. Beschlagnahmt.

Die Zeitleiste, von der Sie nicht einmal wussten, dass Sie sie erstellen

Ein Gang um 20:17 zur Apotheke. An der gleichen Überwachungskamera vorbei wie immer. Dann 17 Minuten in der Nähe eines Bekannten stehen bleiben. Ihr Gerät wurde derweil von drei Funkmasten geortet und verband sich auch kurz mit einem WLAN.

Sie posteten nichts. Sie loggten sich auch nirgends ein. Aber die Bewegungs-Karte Ihres Lebens bekam eine weitere Markierung zugefügt.

Das lieben Polizei, Geheimdienste und Datenhändler: passive Daten. Sie haben sie nicht freiwillig preisgegeben, aber Sie haben sie auch nicht verhindert.

Das ist die Falle. Standortdaten entstehen automatisch. Jedes Betriebssystem, jede App mit Berechtigungen, jede SIM-Karte, jeder Funkmast. Sie denken, Sie leben einfach Ihr Leben. Das System erstellt drweil aber ein Profil von Ihnen.

Und es funktioniert fast lückenlos.

Foto von Luis Villasmil auf Unsplash

So werden Sie verfolgt, Schritt für Schritt

Es geht nicht nur um GPS. Das ist nur ein Teil des größeren Problems.

1. Funkmasten-Ortung

Auch wenn Sie „Standort ausschalten“, kommuniziert Ihr Handy weiter mit den Funkmasten. Das muss es nämlich, damit Anrufe und SMS funktionieren. Jede Verbindung speichert Ihren ungefähren Standort, die Zeit und Ihre Handy-Kennung (IMEI, MNC…).

2. WLAN- und Bluetooth-Erkennung

Ihr Handy sucht automatisch ständig nach WLAN-Netzwerken und Bluetooth-Geräten in der Nähe, auch ohne Verbindung. Diese Suchen hinterlassen Spuren. Kombiniert mit bekannten Router- und Geräte-Adressen sind sie erschreckend genau.

3. Sensordaten

Beschleunigungsmesser, Gyroskop, Kompass. Ihr Handy erkennt, ob Sie zu Fuß gehen, Auto fahren, laufen oder Rad fahren. Es kennt Richtung und Geschwindigkeit. Apps kombinieren dies mit Standortdaten für „Fitness“ oder „bessere Nutzererfahrung“. In Wahrheit ist es pure und lückenlose Überwachung.

4. App-Daten

Snapchat, Uber, Wetter-Apps, Facebook, google, sogar Taschenlampen-Apps fragen nach Ihrem Standort. Das meiste davon landet in Cloud-Datenbanken, bei Werbefirmen und/oder Behörden. Das ist keine Verschwörungstheorie, das ist normal und auch gut dokumentiert.

5. Google Timeline und Apple Standortverlauf

Falls nicht deaktiviert, speichert Ihr Account Ihre komplette Bewegungshistorie – welche Straßen, welche Geschäfte, welche Routen. Rückwirkend abrufbar. Exportierbar. Gerichtsverwertbar.

Jeder Punkt wird zur Linie. Jede Linie wird zum Muster.

Plötzlich werden Daten zum Beweis

Ermittlungsbehörden nutzen „Geofence-Durchsuchungen“ – sie fordern alle Handys an, die zur Tatzeit am Tatort waren. Egal ob Sie beteiligt waren. Sie waren da. Jetzt sind Sie verdächtig.

Versicherungen analysieren Bewegungsdaten für Tarifanpassungen.

Händler verfolgen Laufwege und verknüpfen sie mit Werbedaten.

Regierungen erstellen Bewegungsprofile von Demonstranten.

Privatdetektive. Scheidungsanwälte. Stalker. Sie brauchen nur Zugang zu den Daten.

Sie müssen nicht schuldig sein. Sie müssen nur auffindbar sein.

Firmen und Behörden wissen bereits:

  • Wo Sie wohnen.
  • Wo Sie schlafen.
  • Wann Sie auftstehen.
  • Welchen Weg Sie zur Arbeit nehmen.
  • Wann Sie das Haus verlassen.
  • Wie lange Sie an der Tankstelle waren.
  • An welcher Demonstration Sie teilnahmen.
  • Welche Kirche, Klinik oder Beratungsstelle Sie besucht haben.
  • Wer bei Ihnen war.

Auch wenn Ihr Handy gesperrt blieb. Auch wenn Ihre Apps nichts posteten. Auch wenn Sie „nichts zu verbergen haben“.

Das ist mehr als Überwachung. Das ist nachträgliche Beweisführung.

Sie müssen Sie nicht live überwachen. Sie fragen Daten ab und spulen zurück, wenn sie Sie brauchen.

Gegenwehr

Sie können das Sammeln nicht stoppen. Aber Sie können die Profilbildung erschweren.

So gewinnen Sie Kontrolle zurück:

Standort im System deaktivieren

  • GPS ausschalten.
  • Allen Apps Standortberechtigungen entziehen.
  • Regelmäßig prüfen – Updates aktivieren es heimlich wieder.

Geräte trennen

  • Tragen Sie nicht überall Ihr Haupthandy mit.
  • Nutzen Sie ein Zweithandy oder GPS-freies Gerät für normale Wege.
  • Gar kein Gerät ist besser als das falsche.

Passive Verfolgung unterbinden

  • Faraday-Tasche nutzen, wenn das Handy nicht gebraucht wird.
  • Bluetooth und WLAN nur bei Bedarf einschalten.

Das ist meist leider gut versteckt. Android unter „Scannen“, bei Apple auch dort irgendwo. „Automatisch mit Hotspots verbinden“ und Bluetooth-Automatik ausschalten.

Bar zahlen und offline bleiben

  • Standort plus Kaufdaten = komplettes Profil.
  • Papierkarten oder Offline-Navigation nutzen.
  • Handy bei heiklen Terminen zu Hause lassen.

Regelmäßig löschen

  • Google Maps Verlauf löschen (oder ganz aufhören).
  • Standortdaten aus System, Apps und Cloud-Backups entfernen.
  • Komplett-Reset ist drastisch, aber manchmal notwendig.

Kurz gesagt

  • Handy nicht überall mitnehmen oder in Faraday-Hülle transportieren.
  • Immer bar bezahlen.
  • Offline-Karten nutzen. Aufhören, bei jeder Abbiegung GPS zu brauchen. Straßen lernen. So sind wir früher navigiert.

Ich selbst habe es lange auch falsch gemacht

Ich ließ Standort-Tracking an „nur für die Karte“. Dachte, es sei egal. Ich tat ja nichts Verbotenes.

Dann sah ich meine Daten.

Drei Monate exakte Routen. Zuhause. Fitnessstudio. Einkaufen. Nächtliche Spaziergänge. Minutengenau dokumentiert.

Ohne Durchsuchungsbefehl. Ohne Zustimmung.

Nur Bequemlichkeit, die zur Falle wurde.

Fazit

Ihre Bewegungen sind nicht harmlos. Es sind Daten. Und Daten werden verwendet.

Heute für Werbung. Morgen für Anschuldigungen. Übermorgen für Ihre Verurteilung.

Es geht nicht ums Verstecken. Es geht darum, nicht kontrolliert zu werden.

Verweigern Sie die Voreinstellungen. Blockieren Sie die Signale. Holen Sie sich die Kontrolle so gut es geht zurück.

Originalartikel in Englisch, geschrieben von GHOST, Author des Untraceable Digital Dissident Projekts.

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Von kainer

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